Salamanca,  Spanien

Salamanca – die goldene Universitätsstadt

Salamanca empfing mich zum ersten Mal im Jahr 2015, während eines Städtetrips. Das Wahrzeichen der Stadt, die Kathedrale, konnte man bereits von weitem ausmachen, während ich mich der Stadt aus südlicher Richtung näherte.

Ihre Berühmtheit erlangte die Stadt aufgrund ihrer universitären Einrichtung. Sie zählt, neben Bologna, Oxford und Paris, zu den ältesten Universitäten Europas. Die Universidad de Salamanca empfängt jährlich rund 40.000 Studierende bei insgesamt 150.000 Einwohner-/innen. Das junge Publikum verleiht dem Stadtbild einen lebhaften und quirligen Charakter. Zudem besitzt Salamanca eine Vielzahl an historischen Einrichtungen und Plätzen, welche sie zu Recht in den Rang des UNESCO-Weltkulturerbes erhebt.

Lage – Die gleichnamige Provinzhauptstadt liegt auf 800 Meter Höhe am Fluss Tormes, inmitten der Meseta, der kastilischen Hochebene. Aufgrund ihrer geografisch gesonderten Lage im Herzen der autonomen Region Kastilien-León, gilt die Stadt noch als Geheimtipp für Städtereisende. Geschichte, Kunst und studentisches Flair treffen hier aufeinander. Das konnte ich auch während meines halbjährigen Studienaufenthalts hautnah erleben.

Altstadt & Sehenswürdigkeiten

Der Weg ins Zentrum ist mir allgegenwärtig: Ich nähere mich der Stadt über die Puente Romano, die römische Brücke und kreuze die Calle Ribera del Puente, meine ehemalige Wohnadresse. Hier erhebt sich das Antlitz der Altstadt mit den beiden Kathedralen, Catedral Vieja, die alte Kathedrale und Catedral Nueva, die neue Kathedrale, welche auf den ersten Blick als einheitliches Gebäude erscheinen. Den verschlungenen Gässchen folgend, erreiche ich nach einem 2-minütigen Anstieg den Ieronimus, den Turm der Kathedrale. Wer die Mühe auf sich nimmt und die Turmspitze erklimmt, den erwartet ein spektakulärer Ausblick über die Dächer der Altstadt. Gegenüber der Kathedrale befindet sich mein Institutsgebäude, die Facultad de Filología. Dazwischen liegt die Plaza Anaya. Hier trifft das Studentenvolk zusammen. Ich habe sehr viele Stunden auf diesem Platz verbracht, während ich ein neues Buch las, die Flaneure beobachtete oder einfach nur den Gitarrenklängen der Straßenmusiker lauschte.

In nordwestlicher Richtung gelegen, befindet sich das historische Universitätsviertel. Die Räumlichkeiten fungieren mittlerweile nur mehr als Museum. Die eindrucksvolle Fassade des Hauptgebäudes wurde mit reichhaltigen Ornamenten verziert. Der Tradition nach, soll das Auffinden des Frosches an der Außenfassade einen positiven Studienausgang versprechen. Eine ganze Weile lang habe ich die unzähligen Allegorien an der Fassade studiert, bis ich schließlich den Frosch auf einem Totenkopf sitzend, gefunden habe! Vorbei an der Universität führt mich mein Weg entlang der Rúa Mayor, einer Flaniermeile welche von unzähligen Bars, Cafés, Souvenir- und Feinkostgeschäften flankiert wird. Niemals werde ich den salzigen Geruch des Jamón, des spanischen Schinkens, vergessen, der mir stets um die Nase wehte, während ich diese Straße entlangging. Und obwohl ich selbst Vegetarierin bin, verbindet mich noch immer ein vertrautes und heimeliges Gefühl mit meinem spanischen Leben, sobald mich der Geruch dieses Schinkens umfängt. Folgt man der Rúa Mayor, Ecke Plaza San Isidro, entdeckt der Reisende ein weiteres historisches Kunstwerk: der Palast Casa de las Conchas, das Haus der Muscheln. In dem historischen Gebäude befindet sich die öffentliche Bibliothek in der regelmäßig Ausstellungen sowie Leseabende veranstaltet werden. Seine Fassade wird, wie der Name schon verrät, von Jakobsmuscheln geschmückt. Der estilo plateresco, der platereske Stil, verleiht der historischen Altstadt sein unverkennbares äußeres Erscheinungsbild und lässt die Fassaden im Abendlicht rotgolden erstrahlen.

La hora del aperitivo – Zeit fürs Aperitif

Verlässt man die Rúa Mayor, erreicht man in wenigen Schritten das Herz der Stadt: die wohl Schönste Plaza Mayor von ganz Spanien! Einer Hauptverkehrsader gleich, strömen die salamantinos von allen Himmelsrichtungen dem Knotenpunkt des Hauptplatzes entgegen. Ab den frühen Abendstunden geht es hier besonders lebhaft zu. Es herrscht heiterer Trubel, ein Geschiebe und Gedränge. Alle wollen Sehen und Gesehen werden. Es scheint fast so, als könnte es keinen Bewohner zur Stunde des aperitivos in seinen vier Wänden halten. Sogar die älteren Generationen schlendern gemächlich und einander stützend zwischen den Arkadenbögen vorbei. Entlang der Arkadengänge reiht sich eine Tapasbar an die nächste. Es ist schwierig als Gast eine Entscheidung zu fällen, welche der Bars man zuerst wählen solle. Am besten man handhabe es wie die Spanier selbst: ir de bares – von Bar zu Bar weiterziehen und sein kulinarisches Schicksal nicht einer Bar alleine überlassen. Unzählige Male saß ich schon auf dieser Plaza. Ich habe die Sonne hinter den Dächern verschwinden sehen, während ich bei einem Glas Wein den Geschmack des vollmundigen vinos aus der Ribera del Duero genießend und sinnierend, meine Gedanken zu Papier brachte.

Beste Reisezeit – Wen nun das Reisefieber gepackt hat, dem möchte ich den Reisemonat September ans Herz legen: im September startet das Herbstsemester an der Universität. Die jungen Leute kehren nach den Sommermonaten wieder in die Stadt zurück, daher herrscht in den Straßen wieder mehr Betriebsamkeit. Zudem sind die Temperaturen erträglicher geworden. In den Herbstmonaten beginnt auch die Zeit der ferias, der Volksfeste. Am 8. September feiert Salamanca das christliche Fest der Virgen de la Vega, ein Fest zu Ehren der Jungfrau, der Schutzpatronin. Dann herrscht Ausnahmezustand in der ganzen Stadt. Es wird prozessiert, getanzt und gefeiert. Die salamantinos präsentieren sich für diesen religiösen Anlass in ihren aufwendigen Volkstrachten. Die mehrstündigen Umzüge enden vor der Kathedrale, wenn die Statue der Jungfrau Maria wieder an ihren Platz zurückkehrt. Der Rummel wird durch ein spektakuläres Feuerwerk am Fluss Tormes offiziell beendet. Die Feierlichkeiten dauern jedoch noch mehrere Wochen an. Dann kehrt alles wieder zur Normalität zurück – zur spanischen Normalität, wohlbemerkt.

Anreise – Vom Hauptbahnhof Estación de Salamanca verkehren Züge nach Ávila, Madrid, Valladolid und Lissabon. Die zentrale Busstation, Estación de Autobuses de Salamanca, liegt in der Avenida Filiberto Villalobos, nordwestlich des Zentrums. Der nächste internationale Flughafen Madrid Barajas befindet sich ca. 220 km von Salamanca entfernt und ist mit dem Busunternehmen Avanza (Fahrzeit knapp 3 Stunden) erreichbar. Ein gut ausgebautes (und verlässliches!!!) Bus- und Bahnnetz ermöglicht eine problemlose An- und Abreise.

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