Zugegeben, der malerische Ort, nur 7 km von der blauen Küste entfernt und knapp 17 km von Nizza-Stadt gelegen, zählt nicht mehr zu den Geheimtipps. Das kleine Dorf leidet unter den Touristenströmen, die schon vormittags in Bussen herangekarrt werden und dann mit ihren Kameras durch die engen Gassen wälzen, vor dem Brunnen Grande Fontaine posieren, Schlange vor Marc Chagall’s Grab anstehen, einen Blick auf die Picassos im La Colombe d‘Or erhaschen wollen und jeden Winkel des mittelalterlichen Künstlerdorfes belagern. Erst zu Abend hin, wenn wieder Ruhe eingekehrt ist, findet das Dorf zu alter Form zurück. Die blauen Fensterläden öffnen sich, Chanson-Musik erfüllt die Altstadtgassen, die Künstlerateliers schließen, die Lokale füllen sich. Auf dem Hauptplatz vor dem Café de la Place bereitet die ältere Generation gerade eine Partie Boule vor, natürlich mit einem Glas Pastis in der Hand. Von meiner Lieblingsecke im Chez Andreas aus, lässt sich bei einem Glas Rosé der Sonnenuntergang mit Küsten-Panorama vor dem Hintergrund der Provence-Alpes-Côte d’Azur bewundern und dabei mühelos mit den Einheimischen ins Gespräch kommen welche, ganz gegen alle negativ behafteten Franzosen-Klischees, den Fremden sehr zugewandt sind. Luc, unser lieber Freund und Vermieter lädt zu später Stunde zum Abendessen in geselliger Runde ein. Imitation der Wirklichkeit? Weit gefehlt – lediglich ein normaler Tag in Nizzas Hinterland, einer der lebenswertesten Orte der Welt, an dem savoir vivre nicht nur eine Phrase, sondern eine Lebenshaltung ist.