Genaugenommen beginnt meine Reise schon am 22. August 2018, meinem Geburtstag. An diesem Tag fliege ich mit meinem Mann von Wien nach Madrid. Von dort aus geht es mit dem Mietwagen weiter nach Salamanca, Schauplatz meines 6monatigen Studienaufenthaltes während des Wintersemesters 2015/16. Ich liebe diese Stadt – jeder Winkel ist mir vertraut, mit jeder Plaza verbindet mich eine schöne Erinnerung, warum also nicht hier meinen 35. Geburtstag feiern?
Während unseres 10-tägigen Roadtrips führt uns unsere Reise weiter in den Norden Spaniens, entlang der schroffen Küsten Asturiens, Kantabriens und des Baskenlandes, in umgekehrter Richtung, dem Camino del Norte, dem Küstenweg, folgend. Von unserer letzten Station in San Sebastian werde ich von meinem Mann am Morgen des 1. Septembers 2018 über die Grenze Spaniens nach Frankreich chauffiert. Hier startet nun mein Abenteuer am Bahnhof von Hendaye, einem kleinen französischen Dörfchen. Ein erstes Sammelbecken der Pilgerreisenden, die allesamt Saint Jean Pied de Port in den Pyrenäen zum Ziel haben. Ich bin nervös und habe wieder diese grauenvollen Bauchschmerzen, als stünde ich kurz vor einem Examen… Panik macht sich breit. In den letzten 24 Stunden habe ich wenig geschlafen, den Rucksack zum hundertsten Mal umgepackt, alles noch mal kontrolliert – Ladekabel, Reisepass, genügend Pflaster??? Ich hasse diese Angst, wieso freue ich mich nicht mehr auf diesen Augenblick? Denn immerhin wollte ich diese Pilgerreise schon seit vielen Jahren anpacken…Aber jetzt, da der Moment zum Greifen nahe ist, da möchte ich am liebsten nur heulen – Was ist, wenn ich es nicht schaffe, 800 km per pedes zurückzulegen, grüble ich vor mich hin… Wenn ich Schmerzen bekomme, die Lust verliere oder das Ganze einfach nur zum Kotzen finde?? Ich hab es nicht so mit Schlafsälen und Gemeinschaftsbädern, ich weiß das und jeder der mich kennt, kann das nur bestätigen! Auch dieses ganze Gruppen-Ding ist nicht so das Meine, ich halte es lieber unabhängig und selbstbestimmt… Ich versuche zuversichtlich zu bleiben – darum geht es doch! Raus aus der Komfortzone, rein ins ungewisse Abenteuer! Viel Zeit, um seine Gedanken zu ordnen, für Introspektion und fürs räsonieren. Und falls es mir nicht gefällt, bleibt mir immer noch die Option, den Schwanz einzuziehen und mich in den nächsten Bus zu setzen, einen Flug zu buchen und das Ganze abzublasen, genau – Guter Plan, Romana!