Athen,  Griechenland,  Städtetrips

Athen – Griechenlands antike Metropole

Denkt man an Athen, imaginiert der Reisende sofort das Bild der Akropolis, Athens berühmte und unter der Liste der UNESCO Weltkulturerbe geführte Stadtfestung. Doch was gilt es jenseits des Touristenhotspots zu entdecken? Als zentraler Knotenpunkt wird die griechische Metropole eher als Ausgangspunkt für Inselurlaube denn als lohnenswertes Städteziel assoziiert. Dank der Negativschlagzeilen ob der Staatsschuldenkrise, der steigenden Arbeitslosenquote und der damit verbunden zunehmenden Armut fallen die Argumente, welche einen Besuch befürworten, auch relativ nüchtern aus. Schon seit langer Zeit spukt mir dennoch der Gedanke im Kopf herum, eine völlig Falsche Vorstellung der Stadt suggeriert zu bekommen. Mit Griechenland verbinde ich, seit frühester Kindheit an, immer antike Kulturstädte, Jahrtausende alte Geschichte, glitzerndes Meer, weiße Häuserwände, Holzstühle, Sirtaki, Ouzo, unkapriziöse Hausmannskost und natürlich – mediterranes, entschleunigtes Lebensgefühl. Also muss ich der Sache selbst nachspüren.

Die Hauptstadt Griechenlands liegt auf einer Halbinsel am Saronischen Golf, der seinerseits ins Ägäische Meer mündet. Im Landeanflug kann ich bereits die Küstenzunge des Hafens von Piräus erspähen, dahinter liegt das Häusermeer Athens. Mit der Metro Linie 3 gelangt man auf direktem Wege in die Stadt, mein Endziel lautet Kerameikos. Nach knapp 45minütiger Fahrt werde ich im Partyviertel Gazi wieder ausgespuckt. Quasi ums Ecke befindet sich meine reizende Unterkunft The House. Das erste Zusammentreffen mit den Gastgebern könnte nicht harmonischer verlaufen und steht sinnbildlich für das gastfreundliche, liebevoll inszenierte, ungezwungene, ein wenig alternativ angehauchte „FeellikeHome“ des Athener Grundtenors. Von der Dachterrasse aus gibt es zwar keinen Blick auf die Akropolis, dafür aufs reale Nachbarschaftsgefüge, die Baustelle nebenan und die unmittelbar angrenzende Diskothek – καλώς ορίσατε! Herzlich willkommen!

Akropolis, Ouzo und Graffiti

Müsste ich meine Eindrücke der Stadt in drei Worte fassen, so wären diese – Akropolis, Ouzo und Graffiti. Athen ist wider alle Erwartungen kein verschlafenes Krisennest sondern eine sehr lebendige Stadt und bietet facettenreiche Kontraste innerhalb der unterschiedlichen Stadtviertel. Während meines Besuches fällt mir besonders die junge Szene Athens auf – eine nicht enden wollende Auswahl an Lokalitäten, hippen Bars und Cafés, quirligen Plätzen, Boutiquen und Läden die so gar nicht zum degradierten Image der krisengebeutelten Hauptstadt passen. Dazu ein großes Aufgebot an Kultur, Kunst und Musik. Das Straßenbild ist geprägt von Graffitis, an nahezu sämtlichen Häuserwänden wurden kunstvolle Spraybilder angefertigt. Laut meinem Gastgeber ist besonders das Psirri-Viertel erste Anlaufstelle für die Street Art-Kunstwerke, während meiner Streifezüge werde ich jedoch in jedem Viertel fündig. Doch Athen hat auch ein zweites Gesicht und dem begegnet man zwangsläufig, sobald man die touristischen Hotspots verlässt und mit den umliegenden Vierteln auf Tuchfühlung geht. Ja, die Armut ist allgegenwärtig, Obdachlose haben ihr dürftiges Quartier direkt neben den belebten Straßen aufgeschlagen,  viele der Geschäftsläden stehen leer, Müll liegt auf den Straßen, der Streifzug durch die Gassen und die halbfertigen, teils schon verfallenen Häuser, vermitteln einen desolaten Eindruck. Vielleicht muss man sich dieser Ambivalenz vor seinem Städtetrip gewahr werden, denn der positive Gesamteindruck Athens überwiegt Letzen Endes und rechtfertigt in jedem Fall einen Besuch!

Eintauchen ins Athener Leben

Das Plaka-Viertel („altes Athen“) erstreckt sich zu Fuße des Akropolis-Felsen, liegt eingebettet zwischen dem Altstadtviertel Psirri und dem belebten Knotenpunkt Monastiràki-Platz. Es zählt zu den ältesten Vierteln Athens und ist ebenso touristische Anlaufstelle. Hier reiht sich eine Taverne an die andere, zahlreiche Souvenirstände laden zum Stöbern ein. Folgt man dem gut beschilderten Weg in Richtung Akropolis, gelangt man ins Anafiótika-Viertel der Plaka und hier erschließt sich dem Reisenden der wohl Schönste Teil der Altstadt. Dieses Kleinod spiegelt das dörfliche und inseltypische Flair Griechenlands wieder: hellgetünchte Häuser, blau gestrichene Fensterläden, enge Gassen gesäumt von Orangen- und Olivenbäumen, kleinen Läden die Handwerksarbeit präsentieren, Cafés in denen Backgammon gespielt wird und beinahe kitschige Tavernen laden zum Verweilen ein. Auf den unzähligen Dachterrassen der Lokalitäten eröffnet sich dem Gast ein einmaliger Ausblick auf den Akropolis-Felsen sowie das Häusermeer der Stadt.

Der Besuch des bekanntesten Monuments Griechenlands, der Akropolis, der „Oberstadt Athens“ sollte bei keinem Stadtbesuch fehlen. Auch wenn der Touristenansturm auf die antike Sehenswürdigkeit enorm ist und einen sogar in der Nebensaison (Ende Februar!) das Gefühl von Platzangst befällt, lohnt der Besuch alleine schon deshalb ob der einmaligen Aussicht wegen! Zur Akropolis gelangt man, indem man den Monastiráki-Platz quert und der Straße Odós Adrianoú folgt. Die Akropolis hatte im Laufe der Geschichte eine Vielzahl an Funktionen übernommen – als ehemaliger Herrscherpalast des Königs und strategischer Verteidigungspunkt, fungierte die Festungsanlage später als Tempelbezirk und Sitz der Götter. Nach ihrer Zerstörung durch die Perser, wurde die Tempelanlage unter der Schirmherrschaft Perikles prunkvoll wiederaufgebaut und im Zuge der osmanischen Eroberung gedieh ihr sogar die Rolle der Moschee an. Seit dem Jahre 1986 wird sie zudem in der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes geführt – und das zu Recht! Der Spaziergang hinauf in die Oberstadt wird musikalisch von Straßenkünstler unterlegt, kleine Stände bieten Kunsthandwerk und Kulinarisches feil. Die 10 Euro Eintrittspreis sind meiner Meinung nach gerechtfertigt, Schade nur, dass der Parthenon, der Tempel der der Stadtgöttin Palas Athena geweiht wurde, sich bis dato in Restauration befinden und daher von Gerüsten umstellt ist. Dennoch ist der Blick von hier oben atemberaubend!

Belebte Plätze

Idealer Ausgangspunkt für eine Stadtbesichtigung ist der Monastiráki-Platz bei gleichnamiger Metrostation. Von hier aus erschließt sich Athen in alle Himmelsrichtungen. Zahlreiche Cafés, fliegende Händler, sowie Souvenirstände warten darauf, die touristischen Bedürfnisse zu befriedigen. An den Sonntagen findet hier ein Flohmarkt unter freiem Himmel statt, der sich entlang des angrenzenden Gassennetzes der Ermoú-Straße und dem Thissío-Platzes erstreckt. Ein schönes Vormittagsprogramm, bei dem sich das Treiben auf den Straßen und deren Menschen gut beobachten und fotografisch einfangen lässt. Auch das ein oder andere Antiquariat lässt sich hier finden und mit Verhandlungsgeschick günstig erstehen. Folgt man der Ermoú-Straße, entdeckt man unzählige Shops, Restaurants, Bäckereien, kleine Cafés. Wer dem hektischen Trubel entfliehen möchte, kann einfach mal abbiegen, dann trifft man auf interessante Läden, wie etwa den Sandalenhersteller Pantelis Melissinos. Zu seinem Klientel zählen Promis ebenso wie das gemeine Volk. Hier werden in qualitativer Handarbeit seit Generationen wunderschöne Jesus-Latschen nach Maßanfertigung herstellt. Der Síntagma-Platz ist repräsentativer Hauptplatz Athens, an dessen oberem Ende sich der Königspalast befindet, welcher mittlerweile als Parlament und Sitz des Präsidenten fungiert. Wer möchte, kann der Wachablöse sonntags um 11 Uhr beiwohnen. Der Síntagma-Platz ist ebenso Angelpunkt für Metro, Straßenbahn und Bus, letzter führt direkt an den Hafen von Piräus.

Strandfeeling am Hafen von Piräus

Raus aus der Stadt und ab an den Strand! Das Wetter ist Ende Februar schon frühlingshaft in Athen und somit liegt es auf der Hand, dass es mich ans Meer zieht. Wer sich für die Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln entschließt, sollte auch ein gutes Nervenkostüm besitzen, denn angegebene Fahrzeiten (besonders mit dem Bus) werden hier sehr breitgefächert interpretiert. Auch tendiert der Busfahrer gerne dazu, einzelne Stationen zügig zu passieren, darum sollte man im Notfall immer dem Fahrer auch mit einem Handzeichen zu verstehen geben, dass man mitfahren möchte. Nach knapp halbstündiger Fahrt erreiche ich den Hafen von Piräus. Entlang der Strandpromenade zwischen Handelshafen und dem Mikrolímano-Hafen lohnt ein ausgedehnter Spaziergang, viele Cafés und Tavernen laden zudem zum gemütlichen Verweilen ein. Ich entdecke nur vereinzelt Touristen, die Mehrzahl der Besucher zählt das Athener Volk. Bei einem Glas Ouzo mit Blick auf das Meer fühle ich mich rundum wohl. Die Strände sind noch weitestgehend leer, bestimmt wird sich das in der Hauptsaison ändern. Nur vereinzelte Segelboote sind am Horizont auszumachen. Die Küste Athens ist in viele kleine Strandabschnitte gegliedert, immer liegt eine Bar in Reichweite. Die Wassertemperatur lädt zwar noch nicht zum Baden ein, immerhin wagen dennoch vereinzelte englischsprechende Touristen mit Bierflasche in der Hand den Sprung in die Fluten. 

Kerameikos, Gazi & Psirri

Wer Unterhaltung sucht, der ist in Athen an der richtigen Adresse! Ich bin zwar absolut keine Partymaus, aber abendliches Ausgehen und Flanieren, dazu ein paar Gläschen – dafür bin ich immer zu haben! Rund um die Metrostation Kerameikos und selbiges Viertel, reihen sich eine Vielzahl an Bars und Lokalitäten. Wer hier strandet, hat die Qual der Wahl. So richtig kommt die Szene aber erst abends in Schwung wenn die Lokale öffnen, unter Tags ist eh hier ruhig und unspektakulär. Mein Gastgeber beschreibt das Viertel als Szenetreff mit „Good Vibes“ in dem sich Alternative und Künstler treffen, perfekt für Drinks, weniger geeignet für Kulinarik. Wer Dauerbeschallung sucht, ist im Gazi-Viertel gut aufgehoben. Das hippe Viertel rund um die ehemalige Gasanstalt Technopolis gilt als Ausgeh- und Diskotheken-Viertel des Athener Nachtlebens. Die ehemalige Gasfabrik fungiert nun als interaktives Museum und Kulturzentrum und bietet ein wechselndes Repertoire als Austragungsort für musikalische Veranstaltungen, Ausstellungen, etc. Ein wenige stoischer läuft es da im Psirri-Viertel ab, hier gibt es kleine Tavernen, Cafés, eine unüberschaubare Auswahl an Bars, des Abends wird Live-Musik und Rembetiko geboten. Das besondere Flair dieses Viertels erlebt man am besten am frühen Abend. Hier lässt es sich zur Goldenen Stunde wunderbar in den engen Gassen Flanieren, ein wenig kreatives Kunsthandwerk shoppen und ein paar Gläschen trinken. Auch unter Tags kann man entspannte Momente in der Sonne sitzend verleben und die Menschen bei ihrem Tun beobachten.

Essen & Trinken

Wer nach Griechenland reist und in einer Burgerbude einkehrt, dem sei sowieso nicht mehr zu helfen – Athen bietet ein breitgefächertes Repertoire an Tavernen, Restaurants, Cafés und natürlich die zentrale Markthalle, mit umliegenden Street Food Corners, welche allesamt sämtliche kulinarische Bedürfnisse abdecken. Das griechische Essen ist für mich der Inbegriff der mediterranen Küche – viel Gemüse und Kräuter, Fischgerichte, Olivenöl, Weinblätter, Schafskäse, cremige Joghurts, knackige Salat, bodenständige Eintopfgerichte und natürlich die Souflakispieße! Vor allem die kleinen Vorspeisenvariationen, Mesedés genannt, haben es mir besonders angetan. Diese sind praktischerweise fast durchgängig vegetarisch zu ordern. Dazu passt am besten ein Ouzo oder eine Karaffe des Hausweins. In den Tavernen wird unkapriziös aufgetischt: mit Papiertischdecken und einer Karaffe Wasser (mit starkem Chlorgeschmack!!) Zu den alkoholischen Getränken gab es stets Fingerfood, in Form von Oliven, Fetakäse oder Nüssen. Ein kleiner Nachtisch oder ein Schnaps werden automatisch und auf Kosten des Hauses gereicht. Wie in allen mediterranen Ländern wird auch in Athen erst sehr spät zu Abend gegessen. Ich würde wirklich dazu raten, dem Hungergefühl so spät wie möglich nachzugeben, um es mit den Essenszeiten wie die Einheimischen zu halten. Erst ab 22 Uhr gehen die Griechen, meistens in großer Runde, mit Kind und Kegel essen, dementsprechend steigt dann auch der Lärmpegel, wirkt aber umso authentischer! Während meiner Reise hab ich den Geschmack des Anisschnaps Ouzo neu für mich entdeckt. Dabei habe ich mir erklären lassen, dass der Ouzo in Griechenland quasi dasselbe Getränk ist, welches man in der Türkei als Rakí kennt, jedoch die Bezeichnung „Rakí“ in Griechenland für das Schnaps ähnliche, hochprozentige alkoholische Getränk namens Tsipouro steht.

Meine Empfehlungen

Athen ist eine Großstadt, weshalb es unmöglich ist, hier eine lange Liste an Empfehlungen anzuführen, darum halte ich es klein, aber fein!

    • Athen kulinarisch erschließen: www.kanellagazi.gr
    • Den Duft frischgebackener Sesambrötchen einatmen: www.koulourades.gr
    • Unbedingt einen Café frappé trinken!!!!
    • In der Plaka ein Aperitif auf einer der Dachterrasse mit Blick auf die Akropolis genießen
    • Street Art Kunst im Psirri-Viertel fotografieren
    • Das Akropolismuseum besuchen
    • Verwöhnprogramm im Hammam: www.alhammam.gr 
    • Jesuslatschen nach Handanfertigung: www.melissinos-art.com
    • Rembetiko hören
    • Die touristischen Restaurants rund um die antike Agorá meiden
    • Athen lesen: „Literarische Spaziergänge“ von Paul-Ludwig Völzing
    • Nach Athen zurückkehren 😉

Αντιο! (adio gesprochen)

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